Essen ist Gewohnheit Teil 2

Wie kam es überhaupt dazu, dass ich erkannt habe, dass Essen Gewohnheit ist? Es war unter anderem wegen folgenden Satz:

Wie ich heute bin ist nicht das Ergebnis dessen was mir widerfahren ist, sondern das Ergebnis dessen wie ich damit umgegangen bin ….

Rums

Das hat gesessen … danke dafür, Bastienne Neumann.

In diesen einen Satz steckt soooo viel Wahrheit drin … aber er zwingt mich nicht nur endlich die Verantwortung für mein Übergewicht zu übernehmen, sondern gibt mir gleichzeitig auch die Lösung meines Problems an die Hand: Ich kann mich entscheiden anders zu handeln.

Ich übernehme endlich die Verantwortung

Ich kann nach fast 20 Jahren, nicht mehr dem was mir damals passiert ist, die Schuld in die Schuhe schieben, dass ich immer noch fett bin. Dafür, dass ich Fett geworden bin ja, aber nicht dafür, dass ich Fett geblieben bin, obwohl mein Leben mir dafür längst keinen Grund mehr gibt.

Mein Verhalten von damals ist schlichtweg einfach nur zur Gewohnheit geworden.

Und Gewohnheiten kann man ändern.

Sofort kommt da (aus meinem tiefsten Inneren) der Aufschrei: Ich darf aber meinen inneren lieber Wächter nicht alarmieren. DER hat nämlich irgendwie nicht mitgekriegt, dass ich keinen Schutzpanzer mehr brauche … ich kriege ihn nicht ausgetrickst … Ich weiß nicht was ich sonst noch machen kann, alle meine Versuche scheitern nach 3-4 Tagen … sobald ich etwas abgenommen habe, bin ich wie ferngesteuert, irgendwas in mir will scheinbar nicht, dass ich abnehme …

Was für ein Boolshitgejammer oder? Diesen inneren Wächter habe ich tatsächlich, aber ich alleine bin diejenige die ihn füttert und nicht gehen läßt!

Jetzt wo das geklärt ist: Zeit zu handeln!

Bevor man daran gehen kann, Gewohnheiten zu ändern, muss man natürlich erst mal wissen, was für Gewohnheiten man konkret hat. Deswegen Ich habe in den letzten Wochen gesammelt, wann ich mit essen reagiere bzw. den Druck verspüre es zu tun. Die Liste ist noch längst nicht fertig, aber bestimmte Tendenzen sind klar zu erkennen.

Mein Essdruck bzw. Essimpuls ist da wenn …

  • mein Mann mich alleine lässt. Dabei ist es egal, ob er den ganzen Abend weg ist oder nur mal kurz in den Keller geht
  • wenn ich verunsichert bin durch eine Bemerkung von jemanden von der ich nicht weiß wie sie gemeint ist
  • wenn ich verletzt worden bin, z.B. durch einen unverdienten Rüffel meines Vorgesetzten
  • wenn ich mich einsam und ungeliebt fühle z.B. nach einen Streit
  • wenn ich nicht verstanden habe, nicht sicher bin oder schlichtweg absolut keine Ahnung habe wie ich eine bestimmte Aufgabe erledigen soll
  • (z.B. Steuererklärung, 30G-Berechnung …)
  • wenn ich mich langweile, nichts mit mir anzufangen weiß, rastlos werde.
  • bevor ich meine Tage kriege bzw. meinen Eisprung habe
  • wenn ich müde bin, schlecht geschlafen habe, oder zu wenig
  • wenn ich Alkohol getrunken habe
  • wenn ich Nachmittags müde bin, nur noch nach Hause will, aber noch arbeiten muss
  • wenn ich mal wieder etwas zugesagt habe, worauf ich eigentlich keinen Bock habe, einfach nicht nein sagen konnte obwohl ich genau DAS wollte
  • wenn ich auf der Arbeit ankomme
  • wenn es zwölf Uhr ist
  • wenn ich Freitags Nachmittags auf den Rückweg von der Arbeit einkaufen gehe
  • wenn wir Freitagabend haben und das WE eingeläutet wird
  • wenn wir Samstag haben, weil wir nun mal WE haben und ich Samstags immer leckere Croissants mit viel Butter esse
  • wenn wir Sonntagmorgen haben – wir haben WE (immer noch !!!) und da frühstücken wir IMMER groß gemeinsam
  • wenn ich Mist gebaut habe, oder denke Mist gebaut zu haben (Scham)
  • wenn ich unterzuckert bin, meine Hände zittern und meine Knie weich werden
  • wenn jemand auf der Arbeit was mitgebracht hat (Kekse, Kuchen …)
  • wenn ich irgendwo anrufen soll
  • wenn ich mit Fremden treffen soll
  • wenn ich meinen perfekten Plan nicht eingehalten habe bzw. bzw. einen perfekten Plan befolgen will

Was schließen wir jetzt aus dieser Liste?

Nun ja, das meiste ist offensichtlich. Ich bin längst nicht mehr fett, weil ich einen Schutzpanzer brauche, sondern weil ich zu bequem geworden bin, weil ich Essgewohnheiten habe, mit denen ich mein mühsam erkämpftes Defizit, Woche für Woche, spätestens am WE, schön wieder zunichtemache.

Ich bin natürlich auch immer noch fett, weil ich es gewohnt bin, auf alles was mich verunsichert mit Essen zu reagieren.

Und ich bin noch fett weil ich verdammt noch mal, unter anderem, auch gerne esse und trinke.

ESSEN SCHMECKT MIR!

Waow … diesen letzten Grund laut und für alle sichtbar auszusprechen ist wie einen Mord zu gestehen …

Eigentlich soll man auch dazu protokollieren, was man mit dem essen in der jeweiligen Situation bezweckt, aber das ist für mich, gerade bei den Situationen die emotionaler Natur sind, irgendwie nicht wirklich greifbar … vielleicht weil es so unlogisch ist auf solche Situationen mit Essen zu reagieren (und ich bin ein Mensch der sehr stark von Logik getrieben wird). Ich erreiche damit ja auch nicht wirklich, dass es mir besser geht oder, dass sich die Situation in Wohlgefallen auflöst.

Zu essen obwohl ich eigentlich keinen physischen Hunger habe, sehe ich eher als Übersprunghandlung. Eine Völlig sinnfreie dazu. Und dafür gilt es alternativen zu finden. Alternativen welche Sinn machen und die Situation TATSÄCHLICH auflösen.

Das wird ein hartes Stück Arbeit, aber es ist der Königsweg des Abnehmens und packt die Probleme endlich an der Wurzel.

Denn: wie ich mich ernähren sollte weiß ich längst, ich tue es nur nicht.

Zweiteres ist das Problem. Und das ist nicht durch noch mehr Wissen lösbar, sondern nur durch gezielte Verhaltensänderung.

In diesem Sinne: eine schöne Restwoche euch allen 🙂

eure red-chaos


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